Für viele Unternehmen sind Lizenzen aus der Microsoft Partnerschaft „geschenkte“ Lizenzen.
Schaut man sich die nüchternen Zahlen an, so erscheint eine jährliche Gebühr von 1.600€ für eine Silber-Partnerschaft bzw. 3.800€ für eine Gold-Partnerschaft um einiges attraktiver als viele tausende Euro an Kosten für normale Kauflizenzen.
Lizenzen aus dem Microsoft Partnerprogramm sind aber kein Allerheilsmittel zur Reduzierung von Lizenzkosten, sondern führen in vielen Bereichen zu mitunter gravierenden Einschränkungen.
Dieser Beitrag erhebt keinen Anspruch auf die Richtigkeit. Bei Fragen immer an Microsoft wenden!
Grundregeln
- Alle über das MPN Programm bereitgestellten Lizenzen sind nur für die interne Nutzung gedacht
- Es dürfen weder Kunden (oder sonstige Personen/Entitäten) Zugriff auf Systeme unter dieser Lizenzierungen erhalten, noch Lizenzen aus diesem Kontingent verwenden
- Systeme unter dieser Lizenzierung dürfen nicht zur Entwicklung von kundenspezifischer Individualsoftware verwendet werden. (u.a. Visual Studio)
- Lizenzen welche eine aktive Software Assurance (SA) benötigen, dürfen nicht verwendet werden
- Die Lizenzen dürfen nicht für den Azure-Hybrid-Benefit verwendet werden, da hierfür eine aktive SA benötigt wird
Voraussetzungen
Die enthaltenen Lizenzen sind abhängig vom jeweiligen Partnerstatus und der gewählten Kompetenz.
Unabhängig von der Kompetenz erhält jeder Microsoft Partner sogenannte Core Benefits.
- Gold Core Benefits ➔ Enthaltene Grundlizenzen für Gold Partner
- Silber Core Benefits ➔ Enthaltene Grundlizenzen für Silber Partner
Zusätzlich zu den Core Benefits erhalten Partner Lizenzen aufgrund ihrer Kompetenz. Diese Lizenzen unterscheiden sich von Kompetenz zu Kompetenz. Während eine Cloud-Kompetenz hauptsächlich Lizenzen für Azure bzw. Cloudanwendungen enthält, erhalten Partner mit einer Windows and Devices Kompetenz eher on-premise Lizenzen wie Windows Server.
Natürlich sind zur Aufnahme in das Microsoft Partnerprogramm und den Erwerb des Silber- bzw. Gold-Status auch Qualifikationen erforderlich. Dazu müssen, je nach gewählter Kompetenz, eine bestimmte Anzahl an Mitarbeiter entsprechende, offizielle Zertifizierungen ablegen.
Lizenzbeispiele
Hier ein Auszug aus den Core Benefits.
Produkt | Silber | Gold |
Microsoft 365 E3 | 25 | 100 |
Als Silber-Partner würde man 25x Microsoft 365 E3 Lizenzen als Prepaid für ein Jahr erhalten. Das alleine hat schon einen Wert ein Wert von ca. 9.450 €
Produkt | Silber | Gold |
Windows Server 2019 Standard | 32 | 64 |
Betrachtet man die Windows Server Standard Core Benefits bei einer Silber-Partnerschaft, so ergibt sich ein Wert von ca. 1.400 €
Wie bereits erläutert darf der Blick nicht nur „gierig“ auf die enthaltenen Lizenzen fallen, sondern auch auf die Bedingungen die mit diesen verbunden sind. Microsoft hat keinen Grund Lizenzen zu verschenken. Wäre alles so einfach und toll, würde jeder Microsoft Partner werden und keinerlei Lizenzen mehr erwerben.
Vorteile und Nachteile
Vorteile | Nachteile |
Lizenzkosteneinsparung | Strenge Regeln bei den Nutzungsrechten |
Große Auswahl an Software und Cloud-Leistungen inkludiert | MPN Programmbedingungen können sich jährlich ändern ➔ Lizenzen können jederzeit aus dem Programm genommen werden ➔ Neue Zertifizierungen müssen abgelegt werden ➔ Keine Downgraderechte |
Microsoft Partner Support | |
Außenwirkung durch Microsoft Zertifizierungen ➔ Kundenvertrauen |
Wie in der Tabelle zu lesen, gibt es gravierende Nachteile nur auf MPN-Lizenzen zu setzen.
Besonders hervorzuheben ist der hohe administrative Aufwand des Lizenzmanagements.
Durch die strengen Vorgaben (u.a. Internal Use Rights) muss zu jeder Zeit die Lizenztreue gewährleistet sein. Schon der kleinste Verstoß kann mitunter zu drastischen Konsequenzen führen, sollte Microsoft ein Lizenz-Audit durchführen.
Ebenso besteht keine Planungssicherheit.
Microsoft kann die MPN Programmbedingungen jährlich ändern. So können Lizenzen ersatzlos aus dem Programm gestrichen oder auch neue Zertifizierungen verlangt werden.
Zu guter Letzt das Thema Downgraderechte.
Diese fehlen bei Lizenzen aus dem MPN. Für einen Administrator heißt dies, er muss immer die aktuellste Version einer Software verwenden, wenn diese über die MPN-Lizenzen lizenziert ist. Das klassische Beispiel wären Windows Server Lizenzen. Sobald eine neue Windows Server Version in das Partnerprogramm aufgenommen wurde, müssen alle Systeme (innerhalb eines Jahre) auf diese neue Version upgedatet werden. Ein Mischbetrieb von mehreren Versionen unter der MPN-Lizenzierung ist nicht gestattet (keine Downgraderechte).
Fazit
Der Beitrag mag sich wie ein Abgesang auf die Microsoft Partnerschaft lesen – ist es aber nicht!
Die Microsoft Partnerschaft bietet viele Vorteile und öffnet an vielen Stellen auch Türen.
Wenn ein Unternehmen aber einzig wegen Lizenzkosteneinsparung eine Microsoft Partnerschaft anstrebt, dann ist das auf Dauer zum Scheitern verurteilt.
Ja, Microsoft Partnerschaft Lizenzen sind ein sehr guter Benefit, ersetzen aber kein seriöses und zukunftssicheres Lizenzmanagement!