Für viele ist die Microsoft Windows Server Lizenzierung ein Buch mit sieben Siegeln. Sobald man sich aber einen Überblick verschafft hat, ist es gar nicht mehr so schlimm.
Dieser Beitrag soll einen groben Überblick in den Lizenzierungsdschungel geben und beschäftigt sich mit der allgemeinen Lizenzierung der Windows Server Standard und Windows Server Datacenter Edition. Die Windows Server Essential Edition wird hier nicht weiter erläutert.
Da jede IT-Umgebung einzigartig ist, muss sie auch so geplant werden. Eine Standardvorlage gibt es nicht. Daher bitte ich das Nachfolgende lediglich als unverbindliche Information zu betrachten.
Allgemeine Informationen
Serverlizenzierung:
Eine Lizenz = Ein Server? ➔ Leider nicht!
Die Lizenzierung erfolgt nach Anzahl der physischen Kerne des Hosts.
- Jeder physische Prozessor wird mit mindestens acht Kernen gewertet
- Jeder physische Server wird mit mindestens 16 Kernen gewertet
- Alle physischen und aktiven Kerne im Server müssen unter Berücksichtigung der Regeln 1 und 2 lizenziert werden
- Um mit der Standard Edition zwei weitere VM-Rechte zu erhalten, müssen alle physischen und aktiven Kerne erneut nach Regel 1 und 2 lizenziert werden
Hinweis: Betrachtet werden ausschließlich die physischen Kerne. CPU Funktionen wie Hyperthreading / SMT werden nicht berücksichtigt!
Host A | Host B | |
Sockel | 2 | 2 |
Kerne pro Sockel | 4 | 8 |
Kerne gesamt | 8 | 16 |
Zu lizenzierende Kerne | 16 | 16 |
Auch wenn Host A nur 8 Kerne besitzt müssen aufgrund der Mindestanforderung trotzdem 16 Kerne lizenziert werden. Es würden so also 8 Kerne „verschenkt“ werden.
Zugriffslizenzen:
Jeder Benutzer (und/oder jedes Gerät) benötigt zum Zugriff auf einen Windows Server Dienst eine entsprechende Zugriffslizenz (CAL). Dieser Dienst kann beispielsweise DHCP, DNS oder auch das Active Directory sein.
- User-CALs: Ein bestimmter User ist berechtigt, mit unterschiedlichen Geräten auf die Windows Server Dienste zuzugreifen
- Lizenzierung pro Benutzer
- Empfohlene Lizenzierungsmethode für die meisten Anwendungsfälle
- Device-CALs: Ein einzelnes Gerät mit unterschiedlichen Benutzern ist berechtigt auf die Windows Server Dienste zuzugreifen.
- Lizenzierung pro Gerät
- Empfohlen wenn ein Gerät von vielen unterschiedlichen Benutzern verwendet wird (z. B. ein PC im Schichtbetrieb)
Hinweis: Auch externe Personen bzw. Geräte welche auf Dienste wie DHCP zugreifen, müssen lizenziert werden! Als Beispiel könnte hierfür ein Gäste-WLAN genannt werden. Meldet ich eine Person mit ihrem Gerät in das Gäste-WLAN ein und dieses erhält eine DHCP-Adresse durch einen Windows DHCP-Dienst, so muss für dieses Gerät eine CAL vorhanden sein.
Unterschied Windows Server Standard / Datacenter
Die Versionen Standard und Datacenter unterscheiden sich nicht nur in der Lizenzierung, sondern auch im erweiterten Funktionsumfang. Besonders bei der geplanten Verwendung als Hyper-V Host sind diese Unterschiede von Bedeutung.
Windows Server 2022 Standard | Windows Server 2022 Datacenter |
Unlimitierte Anzahl an OSEs unterstützt | Unlimitierte Anzahl an OSEs unterstützt |
2 OSE Instanzen in der Lizenz inkludiert | Unlimitierte Anzahl an OSEs pro Datacenter Lizenz |
Jedes weitere OSE-Paar benötigt weitere Standard Lizenzen | Erweitere VM-Funktionalität (Wenn als Hyper-V-Host verwendet) |
Zusätzlich überwiegt mit fortschreitender Virtualisierung der Kostenvorteil der Datacenter-Lizenz im Gegensatz zur Standard-Lizenz. (Allgemeine Informationen beachten)
Das untere Beispiel beschreibt die Standard-Lizenzierung eines Hosts mit einem Sockel und 32 Kernen. Die Grundlizenzierung von 32 Kernen beinhaltet 2 OSEs (z. B. VMs). Für jedes weitere OSE-Paar muss nun zusätzlich der komplette Host nachlizenziert werden – also wieder 32 Kerne.
Kostenbeispiel
Anhand eines Beispiels wird schnell deutlich wie unterschiedlich die Lizenzkosten zwischen Standard und Datacenter sind. Ausgangspunkt ist eine gewünschte Abdeckung von insgesamt 240 Kernen.
Während die Standard-Lizenzierung hier mit über 1.000.000 € zu buche schlägt, sind es bei der Datacenter-Lizenzierung „nur“ knappe 70.000 €. Nicht zu vergessen, dass hier bereits eine unendliche Anzahl an OSEs lizenziert sind, während bei Standard jedes weitere OSE-Paar nachlizenziert werden muss!